Meine Arbeiten sind textile experimentelle Bilder, in freier Technik entstanden
My works are textile experimental images, originated in free technique.
B. Städler
Das künstlerische Mittel -der Faden, der eigentlich die Vorstufe des Webens ist, bekommt hier Eigenwert. Oft ganz im Linearen verbleibend, überschreitet er doch den Bereich des „nur“ Grafischen. Durch die Körperhaftigkeit, die eben der Faden im Gegensatz zur Linie an sich hat, wird feine Plastizität erzeugt. Auch entstehen durch Überlagerungen zarte Schattenwirkungen, die aus dem Zweidimensionalen ins Dreidimensionale führen und so eine Art höhere Realität entstehen lassen. Raum wird geschaffen, manchmal durch Elemente des Perspektivischen, doch scheint er im nächsten Moment wieder aufgehoben…..Fäden sind beides: real und imaginär.
Auszug aus einer Laudatio von Prof. Bachmann
Die fädenlangen Gedanken, die Brigitte Städler auch als „textile Forschungen und stoffliche Experimente“ beschreibt, werden in ihren Werken zu neuen Vorstellungsräumen verdichtet, so dass ich an „Textile Poesie“ denken musste, als die Künstlerin mir ihre Bilder vorstellte.
Wie macht sie das? Wie beginnen die Fäden, die doch eigentlich nur Material des Webens sind, eigene Rhythmen und Klänge zu erzeugen? Ich kannte den Begriff des Farbklanges, aber das auch Fäden klingen können, war eine neue Erfahrung.
Das Geheimnis dieser „Webereien“ ist die Kombination aus einer sehr feinen und zeitaufwendigen Handwerklichkeit, die deutlich die Handschrift einer Könnerin zeigt, die ganz präzise ihre Linien setzt. Die Linien erscheinen gestochen scharf wie die Lettern alter Buchdrucke. Selbst dort, wo nicht die Deutlichkeit der geraden, bewussten Fadenführung eingesetzt wird, ist auch die sanfte, fast vegetative Verwendung dieser Fäden deutlich. Die rationalen Linien werden noch unterstützt durch Systeme aus Horizontalen, Vertikalen und Diagonalen, also einer Betonung der grundsätzlichen Bewegungsrichtungen. Dies sind die Ordnungsmuster aus dem Weberhandwerk und nicht nur aus diesem.
Brigitte Städler rhythmisiert diese Elemente immer wieder neu, indem ein hohes Maß an Empfindungsgabe und Sensibilität hinzukommt.
Das Handwerkliche der Weberei bekommt bei der Künstlerin eine atmosphärische Dichte, wie es nur dann möglich ist, wenn man sich auf die Ebene der Kunst begibt, sich also von sämtlichem Gebrauch im funktionalen Sinne trennt. Der Dialog aus Empfindungen mit der großen Sicherheit des persönlichen Reflexionsvermögens schenkt uns Gebilde, die zu neuen Entdeckungen einladen.
Die „Textile Poesie“ der fädenlangen Gedanken ist ein inniges Gespräch, an dem wir teilhaben können.
Das Spiel der Linien und die Auswahl von feinsten Farbnuancen in Kombination mit stärksten Farbkontrasten, welche verschiedene Abstände und Richtungen der Fäden begleitet, lassen uns räumliche wie auch plastische Momente erkennen, die aber ebenso schnell wieder verschwunden sind, um vielleicht in der nächsten Sekunde wieder aufzutauchen.
Der hohe Abstraktionsgrad ist kombiniert mit atmosphärischen Wirkungen, die für mich vor allem dann zur vollen Wirkung gelangen, wenn man den Bildraum mit eigenen Bewegungen begleitet.
Dr. Gabriele Holst, Berlin 5.10.2011